Verfasst von: Hao | 29. September 2017

Tränen


 

Freitag, 29. September 2017

Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der HERR hat es nicht getan? Amos 3,6

Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: Wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Römer 14,8

Eine Familie machte einen Sonntagsspaziergang. Drei muntere Kinder liefen ihren Eltern auf einem Schotterweg voraus. Das älteste der Kinder sprang vorneweg und schaute sich immer wieder um nach den beiden Geschwistern. Die Kinder liefen auf einen unbeschrankten Bahnübergang zu.

In ihrer Freude am Spiel hatten sie alles um sich herum vergessen, hatten nur Augen und Ohren für ihr Fangen. So hörten sie nicht den herannahenden Zug. Direkt vor dem Bahnübergang stolperte das Mädchen und schlug der Länge nach hin. Im selben Augenblick brauste der Zug vorüber. Das Mädchen weinte über das schmutzige Kleid und die blutigen Knie. Der ganze Sonntag, alle Freude und Lust am Spiel schien ihr verdorben, sie fühlte nur den brennenden Schmerz und wollte sich kaum trösten lassen. Die Eltern aber sahen hinter dem kleinen Unglück die große Bewahrung vor der viel größeren Gefahr.

Wie oft hat Leid das Leben eigentlich geschont und bewahrt? Wie viele Menschen sind angesichts des Todes zum Leben gekommen, in schwerer Krankheit eigentlich heil geworden, in Erschütterungen aufgewacht, durch Verluste zum tieferen Reichtum gelangt und haben an den Grenzen zur Mitte des Lebens gefunden?

Was man nicht in der Batterie hat, muss Mann in den Beinen haben. Dieses leicht umgewandelte Sprichwort hat sich heute mal wieder überraschenderweise in meinem Leben, sprich in meinem Autoakku niedergeschlagen. Als ich am Morgen zum Frühstück fahren wollte….. Mehr brauche ich wohl nicht zu schreiben. Der Lichtausweckererinnerungsschalter hat auf ganzer Linie versagt. Da  habe ich, hört, hört, natürlich volles Verständnis. Das Standlicht ist zwar abgesichert, aber bei meiner Schaltung leider nicht die Innenraumbeleuchtung. Ich lade die Batterie wieder auf und gehe in der Zwischenzeit gemächlich per Pedes ins Stellwerk. Und weil meine Batterie mal wieder eine volle Dröhnung braucht, lasse ich sie heute mal 24 Stunden unter Strom, schließlich hat sie immerhin schon satte 8 Jahre auf dem Buckel. Und das soll mir mal erst jemand nachmachen.

Wieder vom Essen zurückgekehrt, gesellt sich zum Verdauungsspaziergang auch noch ein gleichgesinnter Verdauungsschlaf. Schließlich kann ich bei meinem Seiltänzergang nicht auf einem Bein stehen.

Ein heftiges Gewitter weckt mich und stürzt mich in eine melancholische Stimmung. Hauptverursacher dieser absolut unesoterischen Schwingungen ist ein Film, den ich in der vergangenen Nacht sehen musste, und der mich daran erinnert, dass in der nächsten Woche wieder ein Ausflug in die Schleuse der Angst auf dem Lebensprogramm steht.

„Das Leben der Anderen“, ist ein Film, der mich unendlich traurig, aber auch zornig macht, den ich am liebsten anhalten und aussteigen möchte. Aber das geht ja bekanntlich nicht. Ich hatte schön öfters hier darüber geschrieben.

Ich kann dem Streifen auch jetzt nicht widerstehen. Es liegt wohl daran, dass ich auch ein „klein wenig“ ein Betroffener des Stasiwahns war und bin und mir die Drehorte aus dem Film bestens vertraut sind. So ist es denn auch kein Wunder, dass ich am Ende des Streifens deutlich feuchte Stellen in den Augen und meinem Gesicht spüre, derer ich mich nicht schäme. Das gilt auch für meinen Grenzausflug in der nächsten Woche. Wirklich schade, dass ich solch tiefgreifende Erfahrung nicht mit Personen vor Ort teilen kann. Daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen.

Um das Alles wenigstens einigermaßen gut und schnell abzubauen, höre ich mir die Goldberg-Variation an. Ich weiß gar nicht, wann ich sie mir das letzte Mal komplett zu Gemüte geführt hatte. Ist wohl schon sehr lange her. Asche über das Haupt eines Glenn Gould Fan.


Antworten

  1. Tja Hao,

    da fährt in Kassel eine rote A – Klasse die wird im Mai 19 Jahre alt und hatte erst einmal einen Batterwechsel. Jetzt rechne mal………

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    • Hut ab. Dann bist Du der bzw. die Zweite….

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      • Und das ohne auch nur einmal nach laden zu müssen.

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        • Logisch, wenn Du nicht einmal vergessen hast über längere Zeit einen elektrischen Verbraucher auszuschalten.

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          • Nun, die A Klasse hat bekanntlich ein Abschaltsignal, da lässt man nix an, weil man erinnert wird.

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            • Bekanntlich kann nur der bekanntlich das wissen, wer auch so ein solches Fahrzeug fährt. Wieviel hat der denn jetzt schon runter???

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              • Am Samstag waren es genau 111111 km

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                • Und er ist immer noch so gepflegt??? Alle Achtung!

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                • Und er ist immer noch so gepflegt??? Alle Achtung!

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                  • Ja, selbst der Mann vm ADAC war über den noch glänzenden Lack erstaunt. Der normalerweise, bei roter Lakierung, stark verblasst. Meiner aber glänzt noch wie neu.
                    Eine Aufbereitung tut dem Auto gut.

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                    • Das ist ja auch ein absolutes Garagenfahrtzeug und wurde, wenn ich mich so richtig erinnere, sehr gut gepflegt.

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  2. Es stand die ersten 10 Jahre immer im Freien, Wind und Wetter ausgesetzt. Danach erst bekam ich hier eine Garage zur Miete. Ein bis zweimal im Monat fährt es urch die Waschhalle. Vor drei Jahren brachte ich es zur kompletten Aufbereitung, Inneen und außen. Wenn der jetzt vor uns liegende Winter vorbei ist, bringe ich es erneut hin, für 150 € freut sich mein Auto und ich natürlich auch, denn es sieht danach wieder wie neu aus. Solltest Du auch mal gemacht haben, Du würdest Dich wundern.

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    • Man(n) kann es auch anders sehen: Ich habe 2003 den Golf für 700 Euro gekauft. Von daher lohnt sich bei den Beulen und den anderen Macken wohl keine Aufbearbeitung mehr. Bei Deinem Wagen ist das ja noch gerechtfertigt, aber bei meiner Mühle????

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