Verfasst von: Hao | 21. Juni 2009

Fast einen Monat im Krankenhaus


Sonntag 21.06.09

Und der Engel Gottes sprach zu mir im Traum: Jakob! Und ich antwortete: Hier bin ich.

1. Mose 31 11

Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.

Lukas 1 48-49

Der bekannte Sumatra-Missionar Ludwig Nommensen (1834-1928) besuchte tief im Urwald ein abgelegenes Batak-Dorf. Abends saß er mit den Männern um das Feuer und erzählte von Gottes Liebe zu den Menschen, von Jesus und seiner Lebensmacht. Da sagte der Häuptling: „Du – was bist du denn? Ein Reiskorn hingestreut, und die Hühner kommen und fressen es auf!” Schweigen. Dann sagte Nommensen: „Wenn aber der Mann, der das Reiskorn hingeworfen hat, die Hühner verjagt?”

Ludwig Nommensen, auf der kleinen Insel Nordstrand geboren, wird mit 12 Jahren todkrank. Ein Jahr liegt er zwischen Leben und Tod. Auf dem Krankenbett verspricht er Gott: „Wenn ich gesund werde, werde ich Missionar!” Nach einem Jahr wird es besser mit ihm, und er möchte sein Versprechen auch einlösen.

Als er 14 Jahre alt ist, stirbt sein Vater. Nommensen muss nun sieben lange Jahre die vaterlose Familie ernähren, indem er beim Bauern Hilfsknecht wird. Schließlich wird er Hilfslehrer, was damals Ställe ausmisten und die Schule fegen bedeutete. Auch das macht er in großer Treue jahrelang. Er schreibt an das Missionsseminar in Wuppertal, bekommt keine Antwort, fährt einfach hin. Nach einem weiteren Jahr kann er mit der vierjährigen Ausbildung beginnen. Dann bricht er auf nach Sumatra. Ein halbes Jahr Fahrt und drei Jahre Ausbildung im Land. Dann endlich bezieht er als Dreißigjähriger sein selbst gezimmertes Haus.

Ein Reiskorn hingestreut. Aber Gott, der ihn gesandt und zubereitet hat, verscheucht dann die Hühner, und Nommensen bleibt bewahrt.

Als er mit 84 Jahren zu Gott heimgeht, bilden 120.000 Christen eine lebendige, junge Kirche auf Sumatra.

Oft mag ich mir wie der Christ in der Welt  vorkommen – hingestreut und preisgegeben.

Aber Gott, der ihn hingestreut hat, hält seine bergende Hand über ihn, schickt immer wieder Engel, die dem Missionar helfen und die Wachen seinem Ausgestreut- und Gesandtsein.

Ich sitze unter der Dusche und „ertappe“ mich beim Pfeifen? „Die güldne Sonne, voll Freund und Wonne“. Geht es mir eigentlich sooo gut, dass ich jetzt wieder pfeifen kann? Auf gehtsWer mich über den Flur schleichen sieht, wer mir zuschaut, wie ich unter Einsatz meiner letzten Kräfte eine Treppe besteige, um anschließend wieder zu dem Ausgangspunkt zurück zu kehren…. Kann der dann noch pfeifen? Geht es einem solchem Menschen noch gut? Nein, ich hab mich nicht dazu zwingen müssen, es kam einfach über mich.

Die Schmerzen gehen sehr, sehr langsam, aber doch merkbar zurück. Heute kann ich sogar schon ohne meine Patientenaufrichthilfe aufstehen. Zur Toilette incl. Duschen brauche ich heute „nur noch“ 30 Minuten. Wenn das nichts ist. Und dann noch Sommeranfang? Da sollte ich nicht pfeifen, zumal ich vorher noch eine wunderschöne Bachkantate höre, toll schlafe und königlich frühstücken kann? Deshalb pfeife ich gern ein Loblied, aber auch auf die Trauergeister. „Schuld“ daran trägt aber mein Bettnachbar. Es gibt keinerlei Probleme, unsere innere Uhren laufen absolut synchron, wenn mir mal was auf die Erde fällt, kommt er sogar noch mit seinem kaputten Rücken und hebt es mir auf. Da kommt so richtig Freude auf, die sich auch im Pfeifen niederschlägt.

HimmelherzWenn ich aus dem Fenster schaue, sieht es nicht gerade nach Sommerbeginn aus. Der Himmel ist stark bewölkt. Ich habe lange nicht mehr konzentriert in den Himmel gesehen, Den „Luxus“ erlaube ich mir heute und entdecke bei näherem Hinsehen fast jede Minute neue Figuren, Gesichter und Formen, die sich aber nicht mal eine Minute halten, sondern immer wieder zu anderen Gebilden mutieren. Herrlich dieses Wechselspiel von Anmut und Grausamkeit.

Heute, am Sonntag, bekomme ich Post. Schwester Jutta hat mir in einem Brief geschrieben, in dem die Gemeinde herzlich grüßt und mir gute Besserung wünscht. Die Post geht mir zu Herzen, ich bin tief beeindruckt und habe mich riesig über die Anteilnahme und Grüße gefreut. Was so ein Gemeindewechsel doch ausmachen kann.

Rätselfrage: Wie lange braucht ein Brief von Gifhorn zu mir ins Krankenhaus? Satte neun Tage. Ein Tag für die Strecke und acht Tage für den weiteren Transport hier im Hause. Da werde ich wohl morgen mal mit dem Beschwerdemanagement zu telefonieren haben, nachdem es schon der zweite Brief mit solchen unmöglichen Laufzeiten ist.


Antworten

  1. Selbst auf dem letzten Loch würdest du noch Dank- und Loblieder pfeifen, glaube ich. ;)

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    • Lieber Bruder,
      Danke für dieses Lob.
      Ich wünschte es mir aber ob ich es auch wirklich tue, weiß nur Gott allein.

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    • Ich hoffe, mein lieber Bruder, dass du nach meinem frühmorgendlichen Blogbeitrag aus deinem ersten Loch ein prächtiges Loblied pfeifst. Es ist mir schnuppe, ob du nun dabei die französische oder deutsche Sprache nutzt. Zur Verstärkung stell ich es dir natürlich frei, dass du zur vollendeten Schönheit dieses polyphonen Lobliedes auch deine anderen Löcher benutzt. Du hast heute die seltene Chance einmal so richtig loszulegen.Der Chef und alle Blogleser warten gespannt auf dein herrliches Konzert.
      Hao, der dir hiermit eine Vorlage gibt.

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  2. Also, äh, ja, wie soll ich das jetzt sagen… zum polyphonen Pfeifen lasse ich die Pfeifen pfeifen, denn wenn ich aus allen meinen Löchern pfeife, klingt das nicht polyphon, sondern – erzeugt betretenes Schweigen.
    Pfeifen ist natürlich nicht an Sprachen gebunden, ebensowenig wie (andere) Musik. Und so pfeife ich denn heute den (in Frankreich) protestantischen Schlager schlechthin: „A toi la gloire, ô Ressuscité, à toi la victoire pour l’éternité“ (Dir sei die Ehre, Auferstandener, dir gehört der Sieg in alle Ewigkeit). Die Melodie zu diesem Lied kennst du auch, sie ist von G.F. Händel und wird in Deutschland mit dem Text „Tochter Zion“ gesungen.
    Gestern habe ich ein andres Lied gepfiffen und dir auch das in den Kommentar geschrieben; du hast es doch sicher wiedererkannt?

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  3. […] würde. Von daher bin ich Wolfram für seinen vielleicht auf den ersten Blick etwas humorigen Kommentar in Sachen “Letztes Loch” zutiefst […]

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