Beten? Ne, nicht mehr mit mir!!!!

Dienstag, 9. August 2011

Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Jesaja 55,1

Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Matthäus 11,28

Wenn man in Kurba, einem kleinen russischen Dorf, die Winterkirche betritt, blickt man auf eine große, wunderschöne Ikone. Sie zeigt in leuchtenden Farben Christus, der eine aufgeschlagene Bibel hält. Auf der offenen Seite ist die Einladung Jesu zu lesen: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken!”
Daneben liest man in großen klaren Buchstaben folgende Rede des Christus:
„Ich bin das Licht der Welt – aber ihr seht mich nicht.
Ich bin der Weg – aber ihr geht nicht auf mir.
Ich bin die Wahrheit – aber ihr glaubt mir nicht.
Ich bin das Leben – aber ihr sucht mich nicht.
Ich bin der Lehrer – aber ihr hört mir nicht zu.
Ich bin der Herr – aber ihr gehorcht mir nicht.
Ich bin euer Gott – aber ihr betet nicht zu mir.
Ich bin euer bester Freund – aber ihr liebt mich nicht.
Wenn ihr unglücklich seid – gebt mir nicht die Schuld!”

Nein, ich bete nicht mehr in der Öffentlichkeit, wenn ich im Ausland bin. Es reicht. Einige Jugendliche und ich sind in ein osteuropäisches Land gefahren. Das Land nenne ich nicht, um keine unnötigen Ressentiments zu schüren. Ich hab einiges Gepäck dabei. Damit die Fahrt in normalen Bahnen verläuft, haben wir am Bahnhof eine Gebetsgemeinschaft. Doch als wir die Augen wieder öffnen, ist ein Gepäckstück verschwunden. Da muss man doch gleich noch einmal beten. Schwups, der nächste Koffer ist weg. Und so wiederholt sich das Spiel immer wieder. Je mehr wir beten, umso weniger Gepäck haben wir. Als dann noch meine blaue Fototasche unter Gebet gemopst wird, hab ich die Schnauze voll. „Ich mache hier nicht mehr mit“, sage ich und werde wach. Muss das eigentlich sein? Da bin ich auf dem Missio-Camp und mache mir fast den ganzen Tag geistliche Gedanken und dann muss ich in der Nacht so einen Mist träumen. Hab ich das wirklich nötig? Ich glaube nein. Deshalb weg damit, ich steige aus.Bei der Betrachtung des Lebenshauses kommen wir heute zum Thema: „Einsturzgefahr: Schwäche, Krankheit und Depressionen“. Wir denken über diese Dinge nach, wobei wir besonders über den letzten Punkt sprechen. Die Referentin sieht eine große Gefahr darin, dass es viele Gemeinden gibt, wo Depressionen verkannt oder heruntergespielt werden, und diese nicht als „normale Krankheit“ anerkannt werden.

Nach einem Miniausflug in die Rhön, wohin auch sonst, bin ich am Abend wieder im Camp. Ein Streetworker aus Magdeburg predigt ansprechend über die Auferstehung des Lazarus. Danach gibt es ein Konzert der Gruppe „Whistling to the Bird“. Ich komme mir vor wie in Irland, es fehlt nur noch das Bier und ein Pub.

Diesen Hintergrund nutzt ein mutiger Besucher, um seiner Ramona einen Heiratsantrag zu machen? Sie fällt aus allen Wolken und rafft es erst, als ihr Philip vor ihr auf die Knie geht und ihr den Ring ansteckt. Kein Wunder, dass das Zelt vor Begeisterung tobt.

Wieder ein ausgefüllter Tag, der mich müde und schlapp ins Bett fallen lässt. Aber heute Nacht werde ich nicht beten, darauf könnt ihr euch verlassen. Basta