Verfasst von: Hao | 27. Mai 2011

Abschied von Hermann Ebeling


Freitag, 27.5.2011

Verlasset euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen. Psalm 146,3

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Apostelgeschichte 5,29

Der Überlinger Philosoph Leopold Ziegler bestimmte schon zu  Lebzeiten den Spruch für seinen Grabstein. Dort sollte einmal nach seinem Willen stehen: „Ich habe gehorcht!” Ziegler meinte damit wohl zwei Dinge, die im Leben zusammengehören. Mein Leben ist ein Horchen, Wachen, Warten, Empfangen und Lauschen. Mit dem Hören und Horchen, Stillewerden und Empfänglichsein beginnt das Leben. Aber dann auch das andere. Leben ist Gehorchen und Handeln, Aktivwerden und Schritte wagen.

In dieser Spannung von Besinnen und Beginnen, Ruhen und Tun, Horchen und Gehorchen wollte Ziegler sein Leben verstanden wissen.

Schweigen und Horchen fällt uns oft schwer. Warten und Offensein macht uns Mühe. Was uns so leicht dünkt, einfach nichts zu tun, nicht rennen, nichts in die Hand nehmen, ist bisweilen das Schwerste. Dabei ist Schweigen viel mehr als Nichtreden. Es ist die aktive Haltung aufmerksamer Bereitschaft, das bewusste Hinhören und Empfangenwollen. Dabei ist Warten mehr als ein Nichthandeln. Es ist die angespannte Wachsamkeit, die auf Kommendes wartet und mit Neuem rechnet. Mit Horchen und Warten muss alles Gehorchen und Handeln beginnen.

Gestern stromerte ich mal wieder etwas in China. Kleinigkeiten von 8 € blieben hängen, die hier rund 50 € kosten. Schnell bestellt. Heute schon habe ich eine Mail im Postfach, über die ich leicht grienen muss.

„Lieber Freund,
Dank wieder für Ihren Einkauf. Ich bin froh, Sie zu informieren, dass die Sache, die Sie wählten, heute geschickt worden ist. Die Lieferzeit ist etwa 4 bis 5 Wochen. Bitte warten Sie geduldig. Irgendwelche bezweifeln bitte Gefühl sich frei an mich zu wenden. Wenn Sie befriedigend mit meinem Dienst sind, bitte überlassen Sie mir eine „perfektionieren fünf Sterne“ Rückmeldung. Also können wir fortfahren, meinen Kunden in besten Preis und Dienst gute Produkte zu liefern. Wünschen Sie, dass Sie einen netten Tag haben!

Bemerkung: Bitte berechnen Sie die Sache nicht für mehr als 3 Stunden.

Viele Grüße, Lolo“

Dann warten wir mal.

Eine traurige Pflicht: Hermann ist gestorben und wird heute beerdigt. Ich gehe zur Beerdigung des Vaters meines Freundes.

Die geräumige Kapelle ist bis auf den letzten Platz besetzt, in der sich 150 Trauergäste befinden, die einer  guten Predigt lauschen, die sich von ihr trösten lassen.

Bei der sich anschließenden Nachfeier erinnert mein Freund noch einmal an seinen Vater.

Liebe Gäste, Familie und Freunde,

Wir nehmen gemeinsam Abschied von Hermann, einen lieb gewonnenen Menschen, unser Vater, Onkel, Bruder und Freund. Wir alle werden Ihn auch vermissen, denn er war ein besonderes Vorbild für uns. Wie nur wenige es geschafft haben, war er ein Vorbild dafür, dass man nie in seinem Leben aufgeben sollte. Das hat er über viele Monate und Jahre unter Beweis gestellt. Manche von uns, die Ihn in seinen letzten Wochen und Monaten begleitet haben, werden sich sicher immer noch fragen: „Woher, hattest du nur die Stärke?“

Wir werden Dich, Hermann, in unserer Erinnerung behalten, als einen Menschen der für uns da war. Die Erinnerungen an besondere Augenblicke mit dir, werden uns ein Leben lang begleiten. Die Trauer die deine Familie und Freunde jetzt spüren, ist zugleich auch die Erinnerung an dich. Wir vermissen dich schon jetzt und es wird für immer so bleiben. Ein Vers, den Hermann von Bonhoefer sehr mochte: „Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast“.

Amen

Als überaus beeindruckend fand ich die Worte der Witwe. Es heißt schon etwas, wenn sie in einem Gebet vor einer so großen Trauergemeinde ihren himmlischen Vater darum bittet, ihr Kraft und Mut zu geben, damit sie nicht in der kommenden Zeit vor Trauer in ein tiefes Loch fällt.

Der Freitag ist inzwischen zum Mülltag geworden. Habe wieder einmal kräftig zugeschlagen, was dieses Bild unschwer erkennen lässt.

Einen gut erhaltenen Staubsauger, den gleichen, den ich schonbesitze, wird abgegeben. Ich kann den Besitzer davon überzeugen, dass  das Teil bei mir in guten Händen ist, auch wenn die Stromschnur schon abgeschnitten ist. Ich bastele mir eine neue dran, mache den Beutel sauber, mache einen Test und staune nicht schlecht. Ich hatte noch nie einen so guten Staubsauger.

Am Abend entdecke ich an meinem Wagen ein süßes Anhängsel. Danke dem freundlichen Geber, wer auch immer der freundliche Geber ist

 


Antworten

  1. da sind so viele Pc- Gehäuse, ich hätte vor ein paar Monaten eins gebrauchen können,
    Du wolltest mir kein abgeben, jetzt bringst Du sie zum Schrott, wie im richtigen Leben.
    meint bert

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    • Das waren Uraltgehäuse, sogar noch eins von Bernd. Die konntest Du in dieser Form nicht mehr gebrauchen….. Wie im richtigen Leben…

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  2. Ich sags ja, es gibt doch noch Leute die Deinen Schrott gebrauchen können.

    Es gibt da irgendwo in Hessen, ich hab es im Fernsehn gesehen, einen Künstler, der aus Schrott Kunststücke zubereitet.

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